Das digitale Autokennzeichen und der gläserne Autofahrer

Das digitale Autokennzeichen und der gläserne Autofahrer

Big Brother is watching you: Ende letzten Jahres stimmte der State Senate des US-Bundesstaats Kalifornien einem Pilotversuch des elektronischen Autokennzeichens zu. Im Versuch werden die gewöhnlichen Nummernschilder aus Aluminiumblech gegen Nummernschilder mit digitalen Bildschirmen ersetzt. Das soll polizeiliche Ermittlungen erleichtern und Verbrecher schneller hinter Gittern bringen. Nur Datenschützer tun sich schwer mit dem digitalen Autokennzeichen.

Noch ist das Projekt bis zum 01.01.2017 befristet und mit strengen Auflagen versehen. Statt dem gewöhnlichen Autokennzeichen aus Aluminiumblech soll ein Bildschirm verwendet werden, der die üblichen Kombinationen aus Ziffern und Zahlen sowie den kalifornischen Pedanten der TÜV-Plakette anzeigt. Da das digitale Autokennzeichens frei programmierbar ist, wäre aber auch die Anzeige anderer Informationen möglich. So könnten auch verschiedene Symbole eingeblendet werden, die den Status einer abgelaufenen Zulassung oder einer abgelaufenen Versicherung anzeigen. Selbst gestohlene Fahrzeuge könnten durch das elektronische Autokennzeichen schneller erkannt und zum Besitzer zurückgebracht werden.

In Deutschland wird das digitale Kennzeichen wohl so schnell nicht eingeführt werden. Hier kommt noch das gewöhnliche Nummernschild aus Aluminiumblech zum Einsatz, das man nach wie vor auch online kaufen und selbst montieren kann. Neben den USA testet und entwickelt auch Großbritannien an einem modernen KFZ-Kennzeichen. Bei den so genannten „e-plates“ wird ein RFID-System in das KFZ-Kennzeichen integriert, das weder entfernt noch verfälscht werden kann. Lesegeräte können die elektronischen Chips auslesen und so Fahrzeugdaten abgleichen oder Mautgebühren erheben.

Alles schön und gut, denn immerhin könnte das Nummernschild mit seinem digitalen Bildschirm oder elektronischen Chip auch die Polizeiarbeit deutlich erleichtern. Doch wie so oft liegt die Krux im Detail: Damit die angezeigten Informationen auch ständig aktualisiert werden können, müssen die Nummernschilder per Mobilfunk mit der KFZ-Zulassungsstelle verbunden werden. Von dort aus können die Informationen in Echtzeit auf das digitale Kennzeichen gestreamt werden. Gleichzeitig könnten Fahrzeuge aber auch geortet werden und frühere Positionen in Datenbanken abgespeichert werden. Es ist nicht auszumalen, was Hacker mit derlei Daten alles anstellen könnten.

Bisher hat Deutschland noch keine Vorreiterrolle eingenommen, wenn es um das digitale Autokennzeichen geht. Würde es zum digitalen Autokennzeichen kommen, müssten Autofahrer mit Privatsphäre-Einschränkungen und neuen Gefahren rechnen, die das Zeitalter des gläsernen Menschen wohl nur noch vorantreiben würden.

Foto: ADAC Presseportal